Portraitfotografie
Portraitfotografie: 20 praktische Tipps für ausdrucksstarke Bilder
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Die Portraitfotografie ist eine der faszinierendsten Disziplinen der Fotografie. Sie erlaubt es uns, den Charakter, die Emotionen und die Ausstrahlung eines Menschen festzuhalten. Doch hinter einem starken Portrait steckt weit mehr als nur ein schönes Gesicht und eine gute Kamera. In diesem Blogbeitrag zeige ich Dir 20 wertvolle Tipps aus der Praxis, mit denen Deine Portraits ausdrucksstärker, natürlicher und professioneller wirken – egal ob Du mit natürlichem Licht oder Blitz arbeitest, draussen oder im Studio fotografierst.
1. Schaffe Vertrauen
Ein gutes Portrait beginnt mit dem Vertrauen zwischen Fotograf und Model. Nimm Dir Zeit, mit der Person zu sprechen, sie kennenzulernen und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Je wohler sich jemand vor der Kamera fühlt, desto natürlicher werden die Bilder.
2. Achte auf die Augen
Die Augen sind das Herz jedes Portraits. Stelle sicher, dass sie scharf sind – besonders bei offener Blende. Ein leichter Catchlight (Reflexion des Lichts in den Augen) bringt Leben ins Bild.
3. Wähle die richtige Brennweite
Zwischen 85mm und 135mm liegt der „Sweet Spot“ für klassische Portraits. Diese Brennweiten sorgen für natürliche Proportionen und einen schönen Schärfeverlauf im Hintergrund. Bei APS-C-Sensoren reichen schon 50–85mm.
4. Nutze natürliches Licht bewusst
Fensterlicht, weiches Schattenlicht oder das goldene Abendlicht sind ideale Lichtquellen für natürliche Portraits. Drehe die Person leicht ins Licht, um weiche Schatten und Tiefe im Gesicht zu erzeugen.
5. Vermeide hartes Mittagslicht
Direktes Sonnenlicht zur Mittagszeit wirft harte Schatten und lässt die Haut ungleichmässig wirken. Fotografiere besser am frühen Morgen oder späten Nachmittag – oder suche schattige Plätze.
6. Arbeite mit Reflektoren
Ein einfacher Reflektor kann Wunder wirken – besonders bei natürlichem Licht. Nutze ihn, um Schatten aufzuhellen oder Licht gezielt ins Gesicht zu lenken.
7. Reduziere den Hintergrund
Ein ruhiger Hintergrund lenkt nicht vom Gesicht ab. Achte auf Linien, Farben und störende Elemente im Hintergrund – oder öffne die Blende, um ihn schön verschwimmen zu lassen.
8. Nutze Tiefenschärfe kreativ
Mit einer grossen Blendenöffnung (z. B. f/1.8 oder f/2.0) erzielst Du ein schönes Bokeh. So hebst Du das Gesicht vom Hintergrund ab und erzeugst eine intime, fokussierte Bildwirkung.
9. Führe Dein Model an
Nicht jede Person weiss, wie sie sich vor der Kamera verhalten soll. Gib einfache, klare Anweisungen – z. B. „Dreh das Kinn leicht nach links“ oder „Schau mit den Augen zu mir, aber den Kopf leicht weg“. Kleine Änderungen machen oft den Unterschied.
10. Achte auf Haltung und Körpersprache
Eine gute Haltung wirkt selbstbewusst und sympathisch. Schiefe Schultern, ein verdrehtes Kinn oder verkrampfte Hände wirken schnell unvorteilhaft. Zeige Deinem Model, wie es sich lockerer positionieren kann.
11. Zeige Emotionen
Ein Portrait lebt nicht nur vom Aussehen, sondern von der Stimmung. Bitte Dein Model, an etwas Schönes zu denken, lache mit ihm oder gib Aufgaben wie: „Stell Dir vor, Du hörst Deine Lieblingsmusik.“
12. Nutze Requisiten sinnvoll
Ein Hut, ein Schal oder ein Stuhl können dem Portrait eine Geschichte geben oder helfen, die Haltung natürlicher wirken zu lassen. Aber überlade das Bild nicht – weniger ist oft mehr.
13. Experimentiere mit Perspektiven
Du musst nicht immer auf Augenhöhe fotografieren. Eine leicht erhöhte Perspektive kann schmeichelhaft sein, während eine tiefere den Ausdruck verstärkt. Achte dabei auf die Wirkung – besonders bei Nahaufnahmen.
14. Mache viele Bilder
Portraits leben von Momenten – vom Zwinkern, einem kurzen Lächeln, einem natürlichen Blick. Mache lieber zu viele als zu wenige Bilder. Aus 100 Aufnahmen kann genau eine magisch sein.
15. Entwickle Deinen Stil
Überleg Dir, wie Du Deine Portraits gestalten möchtest. Magst Du sie klassisch, kontrastreich, weich, dramatisch, farbig oder monochrom? Mit der Zeit entwickelt sich Dein eigener Stil – und den werden andere wiedererkennen.
16. Bearbeite behutsam
Retusche ist erlaubt – aber mit Fingerspitzengefühl. Entferne Unreinheiten, korrigiere leichte Hauttöne, aber lasse den Charakter und die Textur der Haut erhalten. Ein gutes Portrait zeigt Persönlichkeit, keine perfekte Oberfläche.
17. Wähle bewusst das Format
Querformat wirkt oft erzählerischer, Hochformat klassischer. Überlege Dir vor dem Shooting, was zum Motiv passt – und wechsle gegebenenfalls während der Session.
18. Nutze Schwarz-Weiss für Intensität
Manche Gesichter wirken in Schwarz-Weiss noch stärker, da Farben nicht mehr ablenken. Es bringt Struktur, Emotion und Tiefe hervor – besonders bei kontrastreichem Licht.
19. Beobachte Licht und Schatten
Licht ist Dein wichtigstes Werkzeug. Lerne, Licht zu „sehen“: Ist es weich oder hart? Kommt es von vorne oder von der Seite? Wie verändert es die Gesichtszüge? Mit Licht kannst Du formen, betonen oder verstecken.
20. Übung macht den Meister
Wie bei allem in der Fotografie gilt: Üben, üben, üben. Probiere unterschiedliche Lichtsetups, Menschen, Hintergründe und Stimmungen aus. Mit jeder Session lernst Du dazu – und Deine Bilder werden besser und ausdrucksstärker.
Fazit
Portraitfotografie ist mehr als Technik – sie ist ein Zusammenspiel aus Licht, Gefühl, Kommunikation und Kreativität. Je besser Du Dich auf Dein Gegenüber einlassen kannst, desto intensiver und authentischer werden Deine Bilder. Ob im Studio, draussen im Sonnenlicht oder mit Blitzlicht inszeniert: Mit den richtigen Tipps und einem geschulten Auge kannst Du aus jeder Person ein spannendes Portrait schaffen.
Nimm diese Tipps als Grundlage – und entwickle daraus Deine eigene Bildsprache. Denn genau das macht gute Portraitfotografie aus: Persönlichkeit – im Bild und hinter der Kamera.